RNZ: Die Altstadt kommt einfach nicht zur Ruhe (31.12.09)

Die Altstadt kommt einfach nicht zur Ruhe
Die Anwohner wehren sich erstmals im großen Stil gegen "Lärm, Dreck und Randale"


Dass es in der Altstadt lauter zugeht als in anderen Stadtteilen ­ von der Neckarwiese einmal abgesehen ­, das wusste man schon länger. Aber wie unerträglich die Situation mittlerweile geworden war, das ahnte der Nicht-Altstädter erst zur Jahresmitte, als die Anwohner eine Bürgerinitiative nach der anderen gründeten. Bei aller Unterschiedlichkeit: Alle wehren sich gegen "Lärm, Dreck und Randale" in der östlichen Altstadt.

Der Leidensdruck entlud sich in mehreren, äußerst gut besuchten Diskussionsveranstaltungen, in der die Stadtverwaltung und die Polizei mit den Versäumnissen der Vergangenheit konfrontiert wurden. Und schließlich hängten viele Anwohner im Sommer Laken an ihre Fassaden, in der sie um Ruhe flehten.


OB Eckart Würzner, der bisher im Ruf stand, ein eher offenes Ohr für die Anliegen der Wirte zu haben, riss das Steuer herum: Im Herbst machte er die Altstadt Beruhigung zur "Chefsache". Zum ersten Mal kontrollierte die Stadt die Ausschankzeiten, der Kommunale Ordnungsdienst spürte Wildpinklern in der Unteren Straße nach.


Im Dezember lehnte der Gemeinderat außerdem eine längere Öffnungszeit für Kneipen ab, es bleibt also bei der Sperrstunde um ein Uhr an Werktagen und drei Uhr am Wochenende ­ auch wenn sich die Anwohner eine verkürzte Öffnungszeit gewünscht hätten. Allerdings: Oft genug sind der Stadt die Hände gebunden, weil viele gesetzliche Rege lungen vom Land gemacht werden ­ wie beispielsweise das Alkohol verbot auf öffentlichen Plätzen oder das nächtliche Verkaufsverbot für Bier und Co. Auch wenn die Wirte reagiert und Sicherheitspersonal engagiert haben: Ruhiger wurde es in der Altstadt nicht.

Lärmmessungen, die die Anwohner seit Mitte November machen, haben ergeben, dass es hier nachts lauter ist als am Tag; die höchsten Lärmwerte werden ausgerechnet in der tiefen Nacht, zwischen 24 und 4 Uhr, erreicht. Besonders verwunderlich: Noch nicht einmal der Winter sorgt für mehr Ruhe "uff de Gass".


RNZ, 31.12.09, Micha Hörnle, Foto: Sven Hoppe