Agenda Altstadt von LindA (Leben in der Altstadt)

Agenda Altstadt von LindA (Leben in der Altstadt)

beschlossen am 07. Oktober 2010



Einleitung


Wir leben in einem lebendigen Stadtteil und werden auch weiterhin in der Altstadt wohnen.

Wir wohnen in der Altstadt, weil wir Wohnen, Freizeit und Einkaufen inmitten der schönen Gebäuden und Gassen erleben. Die Altstadt hat ihre eigene sehr ausgeprägte Identität und auch wer neu hinzugezogen ist, identifiziert sich bald mit dem Herz von Heidelberg. In der Altstadt lässt sich zu Fuß alles erreichen, das Leben ist deshalb überschaubar und trotz der sehr vielen Touristen, Kunden und Kneipengänger von außerhalb der Altstadt besteht ein starkes Gefühl von Nachbarschaft bei den Bewohnern. Die Altstadt ist weltoffen im wahrsten Sinne des Wortes und nachbarschaftlich zugleich und soll so bleiben. Wir wohnen in einem lebendigen Stadtteil.

In der Altstadt wohnen Familien, Paare und Einzelpersonen, Berufstätige, Rentner und Studenten. Es arbeiten viele Menschen in den Geschäften, Hotels, Gaststätten und Kneipen und in der Stadtverwaltung. Es gibt viele Heidelberger, die in die Altstadt kommen, um zu arbeiten, einzukaufen und ihre Freizeit hier zu verbringen. Sie wohnen nicht in der Altstadt, aber durch ihre Arbeit und ihren Besuch sind sie ein sehr wichtiger Teil der Altstadt.

Wenn wir als Bewohner der Altstadt mit dieser Agenda Altstadt Probleme ansprechen und versuchen Lösungswege aufzuzeigen, dann engagieren wir uns für alle Altstädter: die Bewohner, die Arbeitenden, die Geschäftsleute und die Besucher und Kunden.



Die Problematik


Wir stellen leider fest, dass die Qualität der Altstadt in den letzten Jahren spürbar schlechter geworden ist: Wohnen, Einkaufen und Freizeit leiden unter negativen wirtschaftlichen Entwicklungen. Wir unterstützen das Bestreben der städtischen Politik im Rathaus und im Gemeinderat, den Qualitätsverlust nicht weiter hinzunehmen. Es gilt auch aus unserer Sicht, die Gestaltungsmöglichkeiten der Politik zu erkennen und auszuschöpfen.

Im Bereich des Einzelhandels sehen wir, dass der kleine Einzelhandel gegen Ketten und Franchise-Läden verliert und aufgibt. Der Druck der überhöhten Mieten vernichtet Existenzen und Arbeitsplätze und führt zu einer Beliebigkeit des Angebots. Die Nachfrage nach dem besonderen Einkaufserlebnis besteht weiter, wird aber in der Altstadt nicht befriedigt. Deshalb verliert der Standort Heidelberg gegenüber Mannheim und Viernheim Kunden und Einnahmen. Heidelberg hat das Besondere verloren.

Im Bereich Gaststätten und Kneipen stellen wir eine erschreckende Tendenz zum „Ballermann“ mit allen negativen Auswirkungen fest. Hinzu kommt, dass die Zahl der Gaststätten und Kneipen in den letzten 20 Jahren stark zugenommen hat. Damit steigt die unzumutbare Belastung der Bewohner und der Gäste der Altstadthotels durch Lärm und Dreck. Es besteht aus unserer Sicht die wachsende Gefahr, dass diese negative Tendenz sich verfestigt. Darunter werden neben den Bewohnern der Altstadt und den Hotelgästen auch die gute Gastronomie und der Einzelhandel in der Altstadt zunehmend leiden. Ein schlechtes Image setzt eine Abwärtsspirale in Gang, die nur mit zunehmend großem Aufwand zu korrigieren ist. Rechtzeitiges und energisches Gegensteuern tut not und ist wirtschaftlich klüger und effizienter.

Wir wollen die Lebensqualität der Altstadt für Bewohner, Besucher, Arbeitnehmer und Kunden erhöhen. Dabei ist es uns durchaus bewusst, dass es bei einzelnen Maßnahmen nicht möglich ist, alle Interessen ausgewogen zu berücksichtigen. Wir bevorzugen deshalb die Lösungen, die die Wohnqualität für Familien und Berufstätige erhöht, auch dem Ruhebedürfnis der Hotelgäste gerecht wird und den individuellen Einzelhandel und die qualitätsvolle Gastronomie stärkt.



Es gibt nicht für Alles endgültige Lösungen,
aber wir erwarten für Alles einen guten Anfang


Altstadt als Quartier für Wohnen und Familien:
  • Schulen und Kitas erhalten
  • Wochenmärkte weiter stärken
  • Spielplätze, Grünflächen und Baumbestand erhalten und besser pflegen
  • Gestaltung des Theaterplatzes in einen Park im Jahr der Eröffnung des neuen Theaters
  • Konsequentes Vorgehen gegen Ballermann-Tourismus in der Altstadt
  • Konsequente Durchsetzung der Vorschriften für Gastronomie und Kneipen
  • Konsequentes Vorgehen gegen die verbotene „faktische Außenbewirtschaftung“
  • Außenbewirtschaftung nicht ausweiten, Sperrzeiten (Zeiten der Schließung)
    für Gaststätten ohne Speisenangebot verlängern,
    keine neue Gastronomie im Neckaruferbereich,
    keine Außenbewirtschaftung in Gassen
  • Gastronomie im Karlstorbahnhof ausbauen mit günstiges Angebot,
    Zielgruppe junges Publikum (Förderung durch sehr niedrige Pacht)
  • Verlagerung der Diskos aus den engen Altstadtgassen
  • Moonliner und S-Bahn mit Sperrzeiten abstimmen


Altstadt als Quartier für Kultur und Freizeit:
  • Stadthalle als Kultur- und Bürgerhaus für Heidelberg und die Metropolregion ausbauen
  • Kinos in der Altstadt erhalten, kein Kaufhaus am Theaterplatz
  • Nutzungskonzept für die Plätze der Altstadt mit Fokus auf Anwohnerinteressen,
    Reduzierung von Umfang und Dauer des Weihnachtsmarktes,
    keine Zulassung von Rummelplatzständen bei Aktionen von "Pro Heidelberg" in der Altstadt
  • Ausrichtung von "Heidelberg Marketing GmbH" auf Heidelberg als Kultur und Festivalstadt
  • Konzept für „Stadt am Fluss Jetzt“ erarbeiten und bis Ende 2012 umsetzen
  • Bahnbetriebswerk als Jugendkulturhaus schnell verwirklichen,
    Partyangebote außerhalb der Altstadt verwirklichen


Altstadt als Quartier für Einzelhandel und Mode:
  • Förderung der Ansiedlung von kleinen Läden für junge Mode und Design,
    Zusammenarbeit mit entsprechenden Ausbildungseinrichtungen in Deutschland
  • Verstärktes Marketing vom Altstadtangebot "junge Mode" im Umland
  • Elektrobus durch die Hauptstraße
  • Bebauungsplan mit Ziel von kleinflächigen Läden
  • Reduzierung der Anzahl der Gaststätten
  • Umwandlung von gewerblichen Flächen der Stadt von Kneipen in Läden
  • Keine Umwandlung von städtischen Räumen und Flächen für Gastronomie (z.B. Stadtarchiv!)

  1. gravatar

    # by Götz Jansen - 19.10.10, 21:12

    6 Punkte, wie der Bayrische Verwaltungsgerichtshof Polizei und Ordnungsdienste sieht:

    o Mit dem Einschreiten der Ordnungskräfte wird nur reagiert, die eigentlichen Ursachen werden nicht bekämpft.
    o Die Verursacher sind beim Eintreffen der Kräfte nicht mehr zu greifen.
    o Ein Einschreiten wäre nicht immer einfach. Wenn eine größere Gruppe den Lärm verursacht, hat man „keine Chance“ (das sagt z.B. der Augsburger Ordnungsdienst).
    o Es ist auch zu überlegen, dass Abmahnungen womöglich erst zu einer Eskalation führen. Das zu erreichende Ziel wird dann konterkariert.
    o Eine tägliche flächendeckende Kontrolle ist personell und finanziell nicht realisierbar.
    o Eine tägliche flächendeckende Kontrolle ist der Stadtverwaltung auch nicht zumutbar, da die schädlichen Lärmeinwirkungen den Betrieben zuzurechnen sind.

    Gekürzt aus:
    Rn 34, Verwaltungsgerichtshof München 22 N 09.1193, 25.01.2010

    Schönen Gruß
    Götz Jansen

  2. gravatar

    # by Anonym - 23.10.10, 00:36

    das sind sehr interessante forderungen. einige sicher sinnvoll, andere etwas an der realität vorbei. ich bin nicht sicher, ob forderungen sinnvoll sind, wenn sie nicht umsetzbar sind....