Morgenweb: Bericht Bürgerversammlung Theodor-Heuss-Realschule (30.09.09)

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"Wir haben davor nicht kapituliert"


Polizei verteidigt sich in einer emotionsgeladenen Bürgerversammlung dagegen,
nicht entschieden gegen Ruhestörer vorzugehen

"Lärm, Dreck, Randale": Auf diese Stichworte reduziert Karin Werner-Jensen das Problem in der Altstadt, das den Bewohnern auf den Nägeln brennt. Rund 300 waren Montagabend zu einer Versammlung, die von der SPD-Stadträtin moderiert wurde, in die Turnhalle einer Schule in der Plöck gekommen [...]. Eingeladen hatte "Linda" (kurz für "Leben in der Altstadt"), ein Zusammenschluss der dort ansässigen Initiativen.

Deren Vertreter saßen auf dem Podium, zusammen mit Polizei-Pressesprecher Norbert Schätzle. Ein Stuhl blieb frei: Bürgermeister Wolfgang Erichson hatte abgesagt, weil aus den Reihen der Altstädter ein Wurfzettel mit der Forderung "Der OB muss weg" ins Rathaus geflattert war. "Zu keinem Zeitpunkt wurde in der Gruppierung etwas Derartiges gesagt", betonte Werner-Jensen [...].

Mangels eines städtischen Vertreters fiel Polizei-Pressesprecher Schätzle die Rolle des Buhmanns an diesem Abend zu [...]. "Bei uns werden Zuständigkeiten nicht hin- und hergeschoben", versuchte Schätzle einen Vorwurf zu entkräften. Es sei klar geregelt, wofür die Polizei und wofür der Kommunale Ordnungsdienst zuständig sei.

"Wir haben vor der Situation nicht kapituliert", stellte Schätzle klar. Schon seit Jahren würden regelmäßig Streifen in die Altstadt geschickt: [...] Ein Kollege schiebe auf der Wache Dienst, acht seien draußen. Wenn es eine halbe Stunde dauere, bis die Polizei wegen einer Ruhestörung komme, seien die Beamten anderswo beschäftigt gewesen: "Straftaten haben Priorität."

Werner-Jensen stellte zwar klar: "Wir wollen einen Dialog und keine Konfrontation." [...]. "Als ich bei der Polizei angerufen und gesagt habe, dass ich gleich verprügelt werde, hieß es, dass es nur drei bis fünf Streifen gebe und dass ich mich beim Land beschweren soll", so ein Anwohner der Krämergasse. "Und als ich sagte, dass gerade sämtliche Außenspiegel abgetreten werden, fragte man mich, ob ich mir noch nie überlegt hätte, aus der Altstadt wegzuziehen." Schätzle wollte das erst überprüfen, bevor er dazu Stellung nimmt. Im Juni habe es jedoch nur 25 Beschwerden aus der Altstadt gegeben. Ein [...] Bewohner [...]: "Die Leute rufen nicht mehr an, weil sie frustriert sind." Das wollte dann auch Schätzle nicht ausschließen.

Mannheimer Morgen, Simon Scherrenbacher, 30. September 2009

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