RNZ: Stadt und Polizei ziehen Bilanz (10.11.10)

„Die Situation hat sich entschärft“


Stadt und Polizei ziehen in Sachen Lärm in der Altstadt eine positive Sommerbilanz –
Aber der Konflikt bleibt


LindA, Altstadt, Heidelberg, Lärm,Dreck, Randale, Untere Strasse, Bürgerinitiative„Wir sind noch nicht am Ziel“, sagt Oberbürgermeister Eckart Würzner, wenn er Bilanz zieht über den Sommer in der Altstadt. Im März hatte der „Runde Tisch“ aus Bürgerinitiativen, Stadt, Wirten und Polizei ein Handlungskonzept mit 58 Punkten vorgelegt, mit dem man Lärm, Dreck und Randale in den Gassen der Innenstadt eindämmen will (siehe „Hintergrund“). Die Stadt setzt das Paket jetzt nach und nach um. Und während die Initiative „Leben in der Altstadt“ (Linda) noch nicht richtig zufrieden ist (siehe Artikel unten), sieht Würzner Licht am Ende des (Feier-)Tunnels.

Zwar gebe es immer noch ein Problem mit Ruhestörungen in den frühen Morgenstunden. Das sei aber ein deutschlandweites Problem, weil junge Leute eben immer später ausgingen. „Die Situation hat sich insgesamt aber deutlich entschärft“, so der OB. Bei den Junggesellenabschieden, die immer für viel Ärger sorgen, habe sich etwa herumgesprochen, dass sie in der Altstadt nicht erwünscht seien. Auch die Kneipen würden jetzt stärker kontrolliert. „Wir üben keine Toleranz gegenüber denen, die sich nicht an die Spielregeln halten, auch wenn sich mancher jetzt ungerecht behandelt fühlt“, sagt Würzner. So habe es im Sommer 75 Ordnungswidrigkeitsverfahren wegen wilden Urinierens gegeben, sieben Mal wurden Wirte zur Kasse gebeten, weil ihre Gäste nach 23 Uhr Alkohol mit auf die Straße genommen haben, neun Mal wurden Verstöße gegen das Nichtraucherschutzgesetz geahndet.

Dass einige Nachtbusse jetzt auch am Universitätsplatz abfahren, habe geholfen. Denn nun müssten nicht mehr alle Nachtschwärmer auf dem Nachhauseweg durch die gesamte Hauptstraße zum Bismarckplatz laufen. Und schließlich will die Stadt öffentliche Toiletten aufstellen, damit sich der Harndrang der Feiernden seltener auf die Straßen entleert. Dafür komme der Heumarkt in Frage (die RNZ berichtete), es gebe aber auch noch andere Standorte.

Auch die Polizei ist zufrieden mit der Entwicklung in der Altstadt. Die Zahl der Körperverletzungen sei gleich geblieben, schwere Fälle seien nicht zu verzeichnen gewesen, berichtet Bernd Fuchs, der Leiter der Heidelberger Polizeidirektion. Die Beschwerden wegen Ruhestörungen hätten aber zugenommen. Das führt Fuchs vor allem auf das Beschwerdetelefon zurück, bei dem die Anwohner seit April anrufen können. Insgesamt 278 Mal wurde das von Juni bis August genutzt.

„Wir gehen jedem Anruf nach, können aber nicht je dem Anwohner zufriedenstellend helfen“, erklärt Fuchs. Denn für eine Streife sei es schwierig, die Störer auszumachen, wenn sie vor Ort angekommen sei. Und selbst wenn man etwa eine Gruppe junger Leute „erwischt“ habe, könne man meist nur ermahnen – nicht ganz einfach, wenn man es mit Betrunkenen zu tun hat.

Dass man sich am „Runden Tisch“ zu sammengesetzt habe, sei richtig und wichtig gewesen, vor allem um die unterschied lichen Positionen kennenzulernen. „Aber eine befriedigende Lösung für alle kann es nicht geben, es wird immer einen Konflikt zwischen Besuchern, Anwohnern und Wirten geben“, sagt Fuchs.

Er würde sich wünschen, dass der Kommunale Ordnungsdienst aufgestockt wird. „Aber das ist eine politische Entscheidung.“

RNZ, Steffen Blatt u. Micha Hörnle, 10.11.10