RNZ: LindA zieht gemischte Bilanz (10.11.10)

Für „LindA“ wurde nur wenig besser

Der Dachverband der Altstadtbewohner-Initiativen
zieht eine eher gemischte Bilanz der letzten Monate


Diejenigen, deren Anliegen zur „Chefsache“ gemacht wurde, sind wohl am meisten enttäuscht. Zumindest findet „LindA“, der Dachverband der Altstadtbewohner Initiativen, nicht, dass die Situation wesentlich besser wurde: „Das Vollzugsdefizit, das wir alle beim Runden Tisch fest gestellt haben, ist immer noch aktuell. Es gibt zu wenig Kontrolle“, urteilt Karin Werner-Jensen.

Besonders verärgert sind die Anwohner über das Beschwerdetelefon („die Nummer gegen Lärmkummer“), das nur tagsüber im Bürgeramt besetzt ist. Aber tagsüber gibt es keinen Lärm – oder zumindest keinen, der die Anwohner nervt. Und abends wird das Telefon zur Polizei umgestellt – und die bearbeitet erst einmal schlimmere Delikte, bevor sie sich
dem Lärm zuwendet.

Auch der Kommuna le Ordnungsdienst könnte präsenter sein, findet Abraham de Wolf, denn „er ist eben nicht da, wenn es interessant wird“. Aber es gibt im letzten halben Jahr auch Fortschritte, meint de Wolf: Die Kneipen halten sich eher an die Auflagen, und die Reaktion der Stadtverwaltung auf Beschwerden ist schneller und konsequenter geworden. Vor allem wurde wohl die Belästigung durch laute Musik etwas weniger – auch wenn längst nicht überall die Fenster um 22 Uhr geschlossen werden. Auch die Veranstaltungen auf den Altstadt-Plätzen wurden seltener, das für die Bewohner ideale Maß ist aber noch nicht gefunden.

An einer Front kämpft „LindA“ immer noch: Die Sperrzeit dürfe nicht noch weiter verkürzt werden, wie es nach Landesrecht zulässig wäre. Zwar gibt es vom Gemeinderat in dieser Sache bisher keine Bestrebungen, die Kneipen werktags bis 3 Uhr und wochenends bis 5 Uhr aufzulassen – erst vor einem Jahr wurden die alten Sperrzeiten (2 und 3 Uhr) bekräftigt –, aber „LindA“ weiß nicht, ob dieser Damm nicht doch bricht. Vor allem sähe es „LindA“ gern, wenn auch Diskotheken unter die Heidelberger Sperrzeitenregelung fallen. Denn die haben eine Ausnahmegenehmigung, sofern keine Anwohner belästigt werden.

Und schließlich gibt es noch ein Feld, auf dem Heidelberg beim besten Willen nichts machen kann, weil es Sache der Landespolitik ist: das Alkoholverbot auf bestimmten Straßen und Plätzen. Die Landes FDP weigert sich, das umzusetzen.

Trotz oder vielmehr wegen der gemischten Bilanz: „LindA“ will nicht nur weiter am Ball bleiben, sondern sich auch programmatisch breiter aufstellen, es soll also nicht nur um „Lärm, Dreck und Randale“ gehen: So will man mit der Stadtverwaltung und dem Gemeinderat ein Altstadt Konzept diskutieren – und das reicht dann bis zu Themen wie „Park statt Kaufhaus am Theater“.

Man will „dauerhaft aktiv bleiben und bei der nächsten OB und Kommunalwahl präsent sein“ (de Wolf). Im Konzept steht noch nicht, was „LindA“ von der neuen geplanten Toilette auf dem Heumarkt hält. Die Reaktion ist eindeutig: „Das wäre nur eine Extra Infrastruktur für Wildsäufer.“

RNZ, Steffen Blatt u. Micha Hörnle 10.11.2010