RNZ: Damit die Anwohner wieder ruhiger schlafen können (25.11.2010)

Runder Tisch wird Sperrzeitenregelungen diskutieren


Wenn am 15. Dezember erneut der Runde Tisch zusammentritt, um die Lärm- und Schmutzprobleme in der Altstadt zu diskutieren, werden aus der Verwaltung einige interessante Vorschläge kommen. Das verkündete Bürgermeister Wolfgang Erichson auf der letzten Sitzung des Jugendgemeinderats. So wurden verschiedene Möglichkeiten für ein Toilettenkonzept geprüft, ein neuer Moonliner durch die Hauptstraße könnte als "Diskobus" angeboten werden und auch neue Sperrzeitenregelungen wären ab Januar möglich. Was davon tatsächlich umgesetzt werden kann und wird, das betonte Erichson, liegt an den politischen Entscheidungsträgern im Gemeinderat.

Lärmvermeidung sei das wichtigste Ziel der Altstadtbewohner, fasste Erichson die Diskussionsergebnisse der letzten anderthalb Jahre zusammen. "Wir können mit keinem Modell der Welt verhindern, dass sich Menschen im öffentlichen Raum aufhalten", betonte Erichson.

Die Ideen, die die Stadtverwaltung erarbeitet hat, zielen also darauf ab, die Menschenströme nachts zu steuern. Wichtigster Vorschlag: Ein "Diskobus" könnte in den Nachtstunden über die Hauptstraße zwischen Karlstorbahnhof und Bismarckplatz im Halbstundentakt verkehren, rund um die Sperrstunde möglichst sogar viertelstündlich. Als "Zubringer" soll er die Kneipen- und Diskogänger möglichst schnell einsammeln zu den weiteren "Moonlinern", den Nachtbussen in die Stadtteile, bringen. Die bisherige Streckenführung am Neckarufer entlang soll dann entfallen. So könnte einerseits der Zug der Betrunkenen durch die Hauptstraße, andererseits auch der Weg durch die Seitenstraßen in Richtung Neckar eingedämmt werden.

"Den Anwohnern ist der Lärm eines Busses lieber als der Lärm, den die Kneipengänger machen", begegnete Erichson kritischen Nachfragen der Jugendgemeinderäte. Auch wartende Gruppen an den Haltestellen verursachen Lärm. Leuchttafeln an öffentlichen Gebäuden, auch Informationen in den Kneipen, die auf die nächsten Abfahrtszeiten hinweisen, könnten hier hilfreich sein. Ob dieses Konzept wirklich umgesetzt werden wird, sollen Gespräche mit der VRN zeigen.

Im Rahmen einer Beruhigung der Altstadt sind auch die Sperrzeitenregelungen auf dem Prüfstand. Die bisherige Regelung (in der Woche ab zwei Uhr, am Wochenende ab drei Uhr) könnte bestätigt werden. Möglich wäre aber auch, und diese Variante bevorzugt die Verwaltung, eine Sperrzeit unter der Woche um ein Uhr, dafür am Wochenende um fünf Uhr, die landesweit gültige Sperrzeit. "Die Altstadtbewohner wollen vor allem unter der Woche in Ruhe schlafen", erklärte Erichson. Zurückgenommen werden könnte auch die Begrenzung der Außenbewirtschaftung. Die Empfehlung wird lauten, die Bewirtschaftung wieder bis 24 Uhr zu verlängern. "Der Lärm der Außenbewirtschaftung und in Kneipen ist nicht das Problem", so Erichson, das hätten die Diskussionen der vergangenen Monate gezeigt.

Entlastung für eine "Saubere Altstadt" soll ein neues Toilettenkonzept bringen. Geprüft wurden versenkbare öffentliche Toiletten. Auch die Installation eines Toilettenpavillons anstelle des Sume-Brunnens auf dem Heumarkt wurde erörtert, doch hiervon wurde erst einmal wieder Abstand genommen. Neueste und derzeit empfehlenswerteste Idee ist es, laut Erichson, den Eingang des städtischen Amts für soziale Angelegenheiten an der Unteren Straße in Höhe der Haspelgasse zu schließen und hier eine öffentliche Toilette einzurichten.


Sören Sgries (Rhein-Neckar-Zeitung 25. Nov. 2010)