RNZ: Unter uns (08.08.09)

Unter uns...

Natürlich kommt jetzt das Argument: Wer in der Altstadt wohnt, der darf sich nicht beschweren, der weiß, dass es laut ist. Ist ja auch gar nicht so falsch. Klar, müssen die Altstädter mehr Krach und mehr Dreck ertragen können als die Bewohner anderer Stadtteile.

Aber auch für die Kernstädter gibt es irgendwann eine Grenze, die nicht überschritten werden darf. 

Und genau dieses Überschreiten, das passiert jetzt.

Kneipen gab es schon immer in der Unteren Straße. Aber im Lauf der Zeit hat sich einiges geändert. 

Zum Ersten kommen immer mehr Besucher in Heidelbergs enge Feiermeile (siehe Junggesellenabschiede, wo die Bald-Ehemänner aus der ganzen Republik keine größere Freude kennen, als sich mit ihren Kumpels zu betrinken).

Zweitens nimmt der Lärmpegel immer mehr zu, dafür das Benehmen umso rapider ab.

Und drittens: Früher gab es keine Außenbewirtschaftung. Jetzt will niemand, dass die Gaststätten wieder ihre Tische und Stühle einräumen, aber irgendetwas muss passieren, sollen die Untere Straße und auch die benachbarten Gassen bewohnbar bleiben.

Im Moment jedenfalls setzt die Altstadtflucht ein. Keiner hat mehr Lust auf Krach, Dreck und Schlaflosigkeit.Wer es sich leisten kann, der zieht weg. Zurück bleiben diejenigen, die hier seit Jahrzehnten wohnen, ihre Häuschen oder ihre Wohnung besitzen und eigentlich das urbane Leben lieben.

Sie können nur auf die Stadt hoffen und darauf, dass es bald einen Plan gibt, 
der zumindest ansatzweise das Miteinander besser regelt als heute.

RNZ, 08.08.09, Ingrid Thoms-Hoffmann