Stimmen aus dem Gemeinderat (27.06.07)

Heinz Reutlinger, CDU

Rede anläßlich Debatte zur Sperrzeitverkürzung
im Gemeinderat am 21. Juni 2007 (gekürzt)


Es ist noch nicht lange her – es war im Zusammenhang mit dem Bau von Gleisanlagen der HSB –, dass sich Bewohner der Weststadt durch eine zu helle Straßenbeleuchtung in ihrer Nachtruhe gestört fühlten. Welch eine Bagatelle zu dem, was tagtäglich auf die Bewohner der Altstadt beziehungsweise Kernaltstadt einstürmt. Nicht ohne Grund verlassen immer mehr Menschen die Altstadt, darunter alteingesessene Familien. Sie fliehen vor dem Lärm.

Ich kann jetzt auf die Vielschichtigkeit der Lärmbelästigung nicht eingehen. Das ist ein Fass ohne Boden. Die Außenbestuhlung ist dabei sicherlich nicht das Hauptproblem. Aber sie ist ein Problem. Das weiß ich als Altstädter aus eigener Erfahrung. Jedenfalls: Im Blick auf die heutige Debatte sind so viele mündliche und schriftliche Hilferufe bei mir angekommen, wie seit langem nicht mehr. – Vergessen wir nicht: In der Altstadt leben viele Kinder, die morgens zur Schule müssen, wohnen viele Frauen und Männer, die morgens zur Arbeit müssen. – Viele Altstädter sind nahezu verzweifelt, weil sie keine Nachtruhe mehr finden.

Ich habe im Vorfeld der heutigen Gemeinderatssitzung manchmal gedacht: Wie würde wohl die Abstimmung ausgehen, wenn zuvor der gesamte Gemeinderat zum Probe-Wohnen in die Kernaltstadt käme!? – Ich habe mir die Entscheidung nicht leicht gemacht. Aber als Stadtrat, der in der Kernaltstadt wohnt und nun wirklich mit der Lärmproblematik konfrontiert ist, kann ich – zumindest zum jetzigen Zeitpunkt – einer zeitlichen Verlängerung der Außenbewirtschaftung beziehungsweise Außenbestuhlung nicht zustimmen. – Es gibt übrigens auch Gastwirte, die meine Position teilen, weil ihre Hotelgäste sich über den nächtlichen Lärm beschweren.

Dass es eine schöne Sache ist, an warmen Sommerabenden im Freien – umrahmt von der romantischen Heidelberger Altstadtkulisse – sein Glas Bier oder sein Glas Wein trinken zu können, darüber brauchen wir nicht zu diskutieren. Aber das Vergnügen des einen darf nicht zu einer unerträglichen Belastung des anderen führen. Wenn wir die Altstadt als Wohngebiet erhalten wollen, dann müssen wir aufeinander Rücksicht nehmen. – Geben wir uns keiner Illusion hin: Die zeitliche Verlängerung der Außenbewirtschaftung/Außenbestuhlung wird zu einer zusätzlichen Belastung der Anwohner führen. Je später in der Nacht die Außenbestuhlung abgeräumt wird – und dies geht halt nicht lautlos –, umso größer ist die Belastung. Daran führt kein Weg vorbei (vollständige Rede).

via Stadtblatt Heidelberg