RNZ: Pissoir am Heumarkt (16.10.10)

Ein „Café Achteck“ für den Heumarkt?
Stadt schlägt vor, den Sume-Brunnen zu verlegen,
um dort ein Pissoir zu bauen – Sperrzeit wird diskutiert


Heidelberg, Altstadt, Untere Strasse, Lärm Dreck, Randale, Heumarkt, Pissoir, Wildpinkeln, DehogaDer Sume Brunnen am Heumarkt erhitzte schon vor seinem Bau 1991 die Gemüter in der Altstadt. Nun – knapp 20 Jahre später – scheint die Stadtverwaltung den Brunnengegnern von einst entgegenkommen zu wollen. Denn der Brunnen soll, geht es nach den Vorstellungen von Integrations und Ordnungsbürgermeister Wolfgang Erichson, vor das Theater verlegt werden. Den gewonnen Platz auf dem Heumarkt will Erichson dann für eine Toilettenanlage für die Untere Straße nutzen.

Das Pissoir ist Teil der Maßnahmen, die die Stadt aus den Ergebnissen der Sitzungen des runden Tisches „Pro Altstadt“ umsetzen will. Das „Café Achteck“, wie das achteckige Klohäuschen in Berlin scherzhaft genannt wird, wäre eine kostengünstige Alternative für die versenkbaren Toiletten, den so genannten „Uriliften“. „Der Vorteil ist, dass wir auf dem Heumarkt schon einen Wasseranschluss vom Brunnen haben“, berichtete Erichson im Bezirksbeirat Altstadt. Nach Erfahrungen aus Köln mit den Uriliften müsste man bei diesem Modell mit Baukosten von etwa 55 000 Euro pro Stück rechnen.

Ob diese Anlagen im Bereich der Unteren Straße aufgestellt werden können, müsse im Einzelfall geprüft werden. Ob sie angesichts der angespannten Haushaltslage zu finanzieren sind, müssten jetzt die gemeinderätlichen Gremien entscheiden, so Erichson.

Erichson kündigte ebenfalls an, den Gremien einen Vorschlag über eine Veränderung der Sperrzeiten Regelung vorzulegen. „Die derzeitige Regelung gilt, wie vom Gemeinderat beschlossen, für ein Jahr auf Probe“, so der Bürgermeister. Die Befürchtung, dass es in der Nacht um drei Uhr zu Beginn der Sperrzeit noch einmal zu erhöhten Lärmbelästigungen kommen könnte, habe sich nach den Erfahrungen im Sommer bestätigt.

„Wir haben das Problem erkannt und wollen es ändern“, erklärte Erichson. Zunächst wolle er mit den Vertretern des Hotel und Gaststättenverbandes (Dehoga) darüber sprechen. „Es wird aber in die Richtung gehen, die Landesregelung in Heidelberg einzuführen.“ In Heidelberg beginnt die Sperrzeit in der Woche um zwei Uhr, am Wochenende um drei Uhr. Die meisten anderen Städten halten sich an die Landesregelung: Sperrzeitbeginn ist hier unter der Woche um drei Uhr, am Wochenende um fünf Uhr.

Verärgert zeigten sich viele Bezirksbeiräte, dass Erichson erst mit dem Dehoga sprechen wolle statt mit den Bürgern. Er wolle erst ein Konzept erarbeiten, bevorer es dem runden Tisch vorstelle, so der Bürgermeister. Das Problem der Rucksacksäufer lasse sich aber nicht mit den Mitteln der Ordnungspolizei lösen. „Für das Gesamtproblem gibt es deshalb keine Lösung.“ Das müsse man sich eingestehen. Er versuche aber, dass das Leben für die Menschen in der Altstadt erträglich gemacht werde.

RNZ, Timo Teufert, 16.10.2010