Stuttgarter Zeitung: Heidelberger proben den Aufstand (27.07.10)

LindA, Heidelberg, Altstadt, Bürgerentscheid, Stadthalle
(...) Am Sonntag haben die Verantwortlichen die Quittung bekommen für das Versäumte. Im Sturm haben die Heidelberger in einem Bürgerentscheid die Pläne für einen Neubau neben der gut 100-jährigen Stadthalle von den Tischen der Planer gefegt. (...)

Parallel zum nun abrupt gestoppten Kongressneubau plante und plant die Stadt derzeit einen teuren Neckarufertunnel, eine Promenade am Fluss, ein neues Einkaufszentrum am Theaterplatz und womöglich noch eines an der Ebertanlage. Die Zahl der Lokale in der Altstadt nimmt von Jahr zu Jahr zu, die Außenbewirtschaftung hat enorme Ausmaße angenommen, die Zahl kommerzieller Feste auf den Plätzen steigt, und immer mehr Altstadtbesucher strapazieren die Nerven der Anwohner.

Die fühlen sich an den Rand gedrängt. "Es gibt in der ganzen Altstadt kein ruhiges, grünes Plätzchen, wo ältere Leute auf einer Bank sitzen und Kindern beim Spielen im Sandkasten zusehen können. Wer sich auf einen Platz setzen will, der muss in ein Café und bezahlen" , sagt Susanne Himmelheber (...). "Immer mehr kommerzielle Interessen verlagern sich in den öffentlichen Raum; immer mehr Veranstalter wollen die Altstadt nur als Kulisse für ihre Events", sagt Franz Dänekamp, Rechtsanwalt und Sprecher der Initiative "LindA" (...). "Bei uns melden sich inzwischen Leute aus vielen Städten. Ob Würzburg oder Regensburg, sie haben alle die gleichen Probleme: Alles soll in die Altstadt. Es fehlt an der Fantasie der Politiker, die Stadt auch anders zu entwickeln", sagt Dänekamp.

"Die Bürger merken, dass ihnen immer mehr Freiräume genommen werden; sie werden umworben und informiert (...). Doch es steht keine echte Bürgerbeteiligung hinter alledem", sagt Gabi Faust-Exarchos von der Heidelberger GAL (...).

Der (Stadthallenausbau) hat nun offenbar für viele das Fass zum Überlaufen gebracht. [weiterlesen ...]

> Stuttgarter Zeitung, Johanna Eberhardt,  27.07.2010