Bild-Zeitung: "Heidelberger Altstadtbewohner haben
die Nase voll von Lärm und Dreck" (07.10.09)

Bild-Zeitung, Carsten Kraenzle, 07.10.09

Bettlaken-Protest gegen Sauforgien 
Heidelberger Altstadtbewohner haben die Nase voll von Lärm und Dreck

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Heidelberg - Das Fass ist übergelaufen. Seit Jahren müssen die Heidelberger Altstadt-Bewohner mit den üblen Auswüchsen wilder Sauforgien leben: Durchfall im Hauseingang, Erbrochenes, das im Kopfsteinpflaster klebt, Uringestank in den Seitengassen, wüste Schlägereien vor dem Schlafzimmer.

„Wie kann die Stadt so etwas dulden?" fragen sich nicht nur die Altstädter. Die Situation ist angespannt. Mehrere Bürgerinitiativen haben die ekelerregenden Zustände an die Stadt herangetragen - ohne Erfolg. Jetzt ist man sich einig: Nur die Gründung einer gemeinsamen Initiative kann die Altstadt vor dem Abstieg hin zur Saufstadt retten. Gleich an der ersten Versammlung von „Linda" (Leben in der Altstadt) nahmen mehr als 250 Bürger teil. Stadträtin Karin Werner-Jensen, eine der treibenden Kräfte: „Wir suchen den Dialog mit der Stadt, nicht die Konfrontation. Doch nun muss etwas passieren."

Eine erste Aktion: Auf großen Bettlaken demonstrieren die Altstadt-Bewohner mit Parolen wie „Mehr Nachtruhe" oder„Wir wollen schlafen" gegen die unhaltbaren Zustände. Alles großflächig sichtbar auch für die vielen Touristen in Heidelberg. Auch die lassen sich von der Partymeile gerne anlocken. Einige Kneipen fördern den Sauftourismus in der Stadt, indem Sie bereits am frühen Abend Ballermann-Hits auflegen.

Gudrun L.: „Wir haben nichts gegen Kneipengänge, wollen, dass die Geselligkeit ihren Platz hat." Doch die Hemmungen sich gehen zu lassen sind gesunken. Ganze Gruppen verabreden sich, um „die Sau rauszulassen".

„Wenn die Gesellschaft sich verändert, müssen auch die Rahmenbedingungen angepasst werden", sagt Sabine lansen (68).

Das fordern die Betroffeııen:
  • Bewohner der Altstadt müssen unbeeinträchtigt von Lärm. Randale, Verunreinigung leben können.
  • Präsenz der Ordnungskräfte von 0-6 Uhr
  • Abstimmung zwischen Polizei und städttischen Ordnungskräften
  • einseitige Bevorzugung von Einzelhandel, Kommerz, Gastronomie abschaffen
  • Veröffentlichung der Anzahl der Gaststätten, der Sitzplätze, Art der Konzession
     

Bild-Zeitung, Carsten Kraenzle, 07.10.09