RNZ Heidelberg: Die Altstadtbewohner wollen nur eines - Ruhe! (26.09.09)

RNZ, 26.09.09

Die Altstadtbewohner wollen nur eines - Ruhe! 

Vom Schloss aus betrachtet bietet die Heidelberger Altstadt tagsüber einen idyllischen Anblick. Doch nachts, wenn in den Gassen die Post abgeht, haben viele Altstadt-Bewohner Grund, sich über Lärm und Alkohol-Exzesse zu ärgern. 

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Heidelberg. Die Altstadt wird langsam zum Hort der Bürgerinitiativen. (...) Doch im Unterschied zu den anderen (...) handelt es sich hier um eine reine Anwohnerinitiative, die nur ein Ziel hat: Endlich mal wieder ausschlafen zu können (...). "Wir sind relativ unpolitisch", meint Harald Holzwarth, "unsere Bürgerinitiative geschah aus der Not heraus." Das einzige Ziel der Anwohnerinitiative – der aktuelle Arbeitstitel ist "Heilige drei Könige", weil die meisten in der Dreikönigstraße wohnen – ist, dass es mit dem "rechtsfreien Raum Altstadt" (Holzwarth) ein Ende hat. 

Unlängst wurde im Rathaus ein offener Brief an den Oberbürgermeister abgegeben, den 100 Altstädter unterschrieben haben. Wenn alles nichts fruchtet, denkt man an sichtbaren Protest: So könnte bald flächen- und fassadendeckend die Bettwäsche aus dem Fenster hängen, um zu zeigen, dass man wieder schlafen will.

Holzwarth, der in der Altstadt aufgewachsen ist, findet die Situation mittlerweile "nicht mehr erträglich". Das Ehepaar Loeben zog vor 23 Jahren in die Pfaffengasse. "Es war nie ruhig dort. Aber jetzt haben wir massiven Lärm, die Pfaffengasse ist zum Pissoir verkommen", sagt Manfred Loeben. Und schon sind die Anwohner bei ihren Beschwerden. In den letzten drei, vier Jahren wurde es fühlbar schlimmer: "Das Niveau der Besucher ist spürbar gesunken", resümiert Evelin Loeben. 

Die Kneipengäste urinieren in die Hauseingänge, man findet nichts dabei, sich in den Straßen zu übergeben, überall liegen Scherben, bis in den frühen Morgen lärmen die Nachtschwärmer. Und einige Gastronomen in der Unteren Straße fühlen sich, so zumindest die Aussagen der Bürgerinitiative, an keine Auflagen mehr gebunden, ab Mitternacht keine Getränke mehr nach außen zu verkaufen.

Was die Altstädter besonders ärgert: Niemand kümmert sich darum, dass die unhaltbaren Zustände abgestellt werden. "Die Polizei findet, dass eigentlich alles in bester Ordnung ist – und schreitet nur dann ein, wenn Blut fließt", empört sich Holzwarth. Und der Kommunale Ordnungsdienst hat längst Feierabend, wenn es in den Altstadtgassen hoch hergeht. Deswegen fordert die Initiative, dass die Ordnungshüter deutlich mehr Präsenz zeigen. 

Was die Hausbesitzer am meisten verbittert, ist die Haltung der Stadt. Als sie ihre Häuser renovierten, regierte ihnen der Denkmalschutz massiv in die Planung hinein. Doch nun, da andere ihre Häuser bepinkeln, interessiert das niemanden in der Stadtverwaltung.

Vielleicht könnten die Wirte mit ein paar Kleinigkeiten das verkrampfte Verhältnis zu den Bewohnern verbessern: Indem sie mehr (und saubere) Toiletten zur Verfügung stellen. Holzwarth: "Das geht doch nicht, dass es bei 150 Leuten im oder vor dem Lokal nur zwei Klos gibt." 


RNZ,  Micha Hörnle, 26.09.09




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