RNZ: Der Frust in der Altstadt sitzt tief (08.09.09)
in 2009, Dr. Karin Werner-Jensen, LindA, Medien, RNZ
Der Frust in der Altstadt sitzt tief
(...) Jetzt haben sich die Altstadt-Initiativen zusammengeschlossen und quasi einen "Dachverband" gegründet. Der Name: "Leben in der Altstadt", kurz "Linda". Geplant war das allerdings nicht direkt. Eigentlich wollten sich die SPD Stadträtin Karin Werner-Jensen und ihr Mann nur mal wieder Luft machen wegen der schon fast alltäglichen Lärmbelästigung in der Altstadt. Sie wohnen in der Fischergasse und ärgern sich über schreiende Altstadtbesucher, vollgepinkelte Hauswände und Erbrochenes vor der Haustür. Also setzten sie einen offenen Brief an Oberbürgermeister Eckart Würzner, die Fachbürgermeister und den Gemeinderat auf, (...). Zwei Ehepaare aus der Nachbarschaft unterschrieben ebenfalls.
Der Brief zirkulierte auch über einige E-Mail-Verteiler, und plötzlich bekam Werner-Jensen jede Menge Rückmeldungen von Altstädtern, die sich mit der nächtlichen Situation auch nicht abfinden wollen. Zu den ersten relativ spontanen Treffen der Betroffenen kamen schon um die 40 Leute, unter anderem von den "Bürgern für Heidelberg", der "Initiative Lebendige Altstadt" oder der Kornmarkt Bürgerinitiative. Man beschloss, die Kräfte zu bündeln, "Linda" war geboren.
"Wir verstehen uns als Dachverband, die einzelnen Initiativen sind aber völlig selbstständig", erklärt Werner-Jensen, die "Linda" koordiniert. Auch weiterhin sei der Zuspruch und das Interesse enorm. "Da sind Ur-Altstädter dabei oder Zugezogene, die seit 20 Jahren hier leben", so die Stadträtin. Sie alle eint die Wut über die nächtlichen Auswüchse.
"Der Lärm ist so schlimm, dass manche darüber nachdenken, wegzuziehen. Wir wollen aber hier bleiben. Wir haben nichts dagegen, dass gefeiert wird, aber es muss im Rahmen bleiben. Wir zahlen Steuern und wir wollen nachts schlafen", fasst Werner-Jensen das Anliegen zusammen, dem sich "Linda" widmen will.
Die Forderungen der Anwohner sind bekannt. Mehr und strengere Kontrollen, mehr Polizei und Kommunaler Ordnungsdienst, mehr Sanktionen gegen die Wirte. Aber sie stellen auch viele Fragen. Etwa welches Selbstbild die Stadt anstrebt: Das eines attraktiven Besuchsziels für Touristen oder das einer Feiermeile für Junggesellenabschiede von auswärts, in der (fast) alles erlaubt ist. Ordnungsbürgermeister Wolfgang Erichson hat einige der Fragen beantwortet, in ihm sieht Werner-Jensen einen Unterstützer, auch wenn sich viele Anwohner von den Ämtern der Stadt nicht verstanden fühlen. (...)
RNZ, Steffen Blatt
> via RNZ (Datum/Abruf: 08.09.09/30.09.09)
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